Die richtigen Schritte zur Vorbereitung der Unternehmensnachfolge – und warum diese die finale und größte Entscheidung im Leben des Unternehmers ist.
„In den nächsten Jahren werden mehr Betriebe verkauft oder in der Familie weitergegeben wie in keinem vergleichbaren Zeitrahmen zuvor“, berichtet Ulrich C. Heckner, „In den letzten 40 Jahren haben wir zahllose Unternehmer gesehen, die bei der Übergabe gravierende Fehler begingen, die absolut vermeidbar gewesen wären.“
Ulrich C. Heckner, Unternehmensberater und Geschäftsführer
1. Termin des Ausstiegs definieren
Alle Aktivitäten, beginnend bei A wie Altersvorsorge bis Z wie Zukunftsplanung, können nur dann sinnvoll erfolgen, wenn der Tag definiert ist, an dem sich der Unternehmer aus seinem Unternehmen verabschieden will. Ohne die Definition dieses Tages, wird die Vorbereitung der Betriebsübergabe niemals beginnen. Eine Formulierung wie „ich arbeite so lange, wie es mir Spaß macht“, führt zu keiner konkreten Vorbereitung des Ausstiegs.
Den Unternehmern wird empfohlen eine Zeitreise zu machen, in der die Person an der Spitze des Unternehmens einen Tag oder eine Woche durchlebt, nachdem das Unternehmen verkauft oder übertragen wurde. In dieser Zeitreise muss geklärt werden, ob der Übergeber auch nach der Übergabe noch eine sinnvolle Beschäftigung und damit Freude am Leben hat.
2. Stabile Altersvorsorge aufbauen
Viele 75-jährige sagen, ihnen macht die Arbeit Spaß und sie sind deswegen noch Unternehmer. Wir vermuten allerdings, dass ein größerer Anteil dieser Personen deswegen weiterarbeitet, weil die Altersvorsorge nicht ausreicht, um den Lebensstil zu bestreiten.
Die Vorbereitung auf eine fundierte Altersvorsorge muss also schon mindestens 15 Jahre vor dem geplanten Termin des Ausstiegs beginnen. Was zum Thema Altersvorsorge zu beachten ist, berichtet Finanzexperte Jochen Klooß in diesem Artikel.
3. Notfall Chef bearbeiten
Kreditinstitute, aber auch entsprechende Medien präsentieren „Bedienungsanleitungen“, wie man einen Notallplan entwickelt. Alle Aktivitäten zum Thema „Notfall Chef“ haben ein Ziel: Unternehmen und der Unternehmer müssen so organisiert sein, dass der Betrieb trotz Ausfall der Person an der Spitze weiterläuft. Die Vorbereitung auf den „Notfall Chef“ ist gleichzeitig eine Vorbereitung auf die Übergabe des Unternehmens und eine Vorbereitung des Betriebes darauf, dass der Unternehmer nicht mehr zur Verfügung steht.
Beispielthemen innerhalb des „Notfall Chefs“ sind:
- Kontovollmachten
- Testament
- Patientenverfügung
- Vorsorgevollmacht
- Gesellschaftsverträge
Dokumente müssen a) so aufbewahrt sein, dass auch mindestens eine zweite Person Zugriff hat und es muss b) die Eventualität des Ausfalls des Chefs in allen relevanten Dokumenten (z.B. Gesellschaftsvertrag) berücksichtig werden.
4. Wert des Unternehmens
Qualifizierte Gespräche mit potenziellen Käufern, auch aus dem Mitarbeiterkreis, sind nur dann zielführend, wenn klipp und klar gesagt wird, zu welchem Preis das Unternehmen verkauft oder übertragen werden soll. Genauso wie bei einem Gebrauchtwagenverkauf, bei dem der Verkäufer nicht sagt, welchen Preis das Fahrzeug haben soll, wird auch ein Unternehmen nicht verkauft werden, wenn der Kaufpreis nicht genannt und der Wert auf eine nachvollziehbare Art und Weise ermittelt wurde.
Bei der Berechnung des Unternehmenswertes gibt es verschiedene Methoden die von erfahrenden Beratern passend für verschiedene Branchen eingesetzt werden. Wie man sein Unternehmen korrekt bewertet, berichten wir in diesem Artikel.
Außerdem gilt der Satz: „Machen Sie Ihre Braut hübsch“. Das heißt, nach der ersten Wertermittlung, können die Zahlen zielgerichtet analysiert werden, um weitere Potentiale im Unternehmen aufzudecken. Der Unterschied im resultierenden Kaufpreis kann den Unterschied machen zwischen
- Szenario 1: der Unternehmer muss im Ruhestand seinen Lebensstandard stark zurücknehmen
- Szenario 2: der Unternehmer kann seinen Ruhestand finanziell sorgenfrei genießen
5. Stellvertreter Chef installieren
Um den Betrieb zukunftsfähig und übergabefähig zu machen, muss der Übergeber seinen Stellvertreter installieren, damit das Unternehmen nach Ausscheiden des Unternehmers über eine Führungskraft verfügt. Jeder externe Käufer für das Unternehmen wird nur dann den berechneten Kaufpreis zahlen, wenn das Unternehmen einen Niederlassungsleiter oder Geschäftsführer stellt.
Mitarbeiter, die sich für die Übernahme oder die Beteiligung an Unternehmen interessieren, können ihre Führungsqualitäten in der Stellvertreterrolle des Unternehmens beweisen.
6. Zahlungsbedingungen festlegen
Es muss geklärt werden, unter welchen Voraussetzungen welcher Kaufpreis in welcher Form zu zahlen ist. Die Erfahrungen zeigen, dass der Verkauf des Unternehmens auf einer (teilweisen) Rentenbasis nur dazu führt, dass die Person an der Spitze des Unternehmens nicht loslassen kann, denn ein Teil der Altersvorsorge besteht aus den regelmäßigen Zahlungen des Nachfolgers.
Besser ist es also eine Einmalzahlung anzustreben. Der Verkäufer des Unternehmens muss allerdings damit rechnen, dass ein Käufer den Kaufpreis in mehreren Raten zahlen wird, meist über 12 bis 18 Monate verteilt, wenn der Personalstamm erhalten bleibt und die Gewinne der Vergangenheit tatsächlich eintreffen.
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Mehr zum Thema Unternehmensnachfolge wird Ihnen in diesem Video von Ulrich C. Heckner erklärt.